8 wertvolle Bücher über Demenz geschrieben von Angehörigen

Die nachfolgenden Bücher über Demenz wurden von Angehörigen von an Demenz erkrankten Menschen geschrieben.

Die Buchliste wurde von Andrea Stix zusammengestellt. Angehörige schreiben über Ihre Erfahrungen, Gefühle, schöne Erlebnisse aber auch die Belastungen und schweren Zeiten die Sie während des gesamten Krankheitsverlaufes durchleben.

"Abseits" und "Abseits 2" von Johanna Constantini

Bücher über Demenz, Abseits von Johanna Constantini

Johanna Constantini, Tochter des ehemaligen Fußballnationaltrainers Didi Constantini, schreibt offen über das ‚Demenz-Drama‘ ihres Vater.

Sie tritt ein für mehr Einsicht, Toleranz und Empathie angesichts einer grassierenden Krankheit, die unsere Effizienz-Gesellschaft nur zu gerne tabuisiert.

Johanna Constantini: Abseits 2

Johanna Constantini: Abseits 2 – Rezension von Andrea Stix

Vielfach ist bekannt, dass Menschen mit einer Alzheimer Demenz ihre Alltagsfunktionen in derselben, jedoch umgekehrten Reihenfolge abbauen, wie Kinder sie erlernen (Retrogenese nach B. Reisberg).

In dem aktuellen Buch erzählt sie sehr offen, wie sie den Spagat zwischen Verlust von Fähigkeiten und Fertigkeiten ihres Vaters einerseits und den Lernfortschritt ihrer Tochter andererseits erlebt.

Mit ihren Büchern möchte Johanna allen Betroffenen und Angehörigen Mut machen, sich zeitgerecht „Spielzüge“ als Familie zurechtzulegen. Gleichzeitig richtet sie auch einen Appell an die Gesellschaft mehr Sensibilität füreinander zu entwickeln, um ein Miteinander für alle Menschen zu ermöglichen.

Interview ORF TVTHEK Studio2 vom 17.1.2024 

"Frau Wolff ... wird wunderlich - Wie die Demenz meiner Mutter unser Leben verändert" von Peter Wolff

Buch Frau Wolff wird wunderlich von Peter Wolff

Rezension von Andrea Stix, MSc,  akademische Demenzexpertin

November 2019

Schonungslos mutig und ehrlich beschreibt der Sohn Peter Wolff über die Hilflosigkeit und Ahnungslosigkeit der Wesensveränderung seiner Mutter. Die Odyssee bis die Krankheit, eine Lewy-Body-Demenz, tatsächlich diagnostiziert wird, stellt sicher keinen Einzelfall dar.

Die aufrichtige Erkenntnis von Peter Wolff, dass man sich nicht über die Krankheit informiert, bevor man nicht selbst direkt oder indirekt damit konfrontiert ist, zeigt wie wichtig es ist, sich Grundwissen über die Krankheit anzueignen. Der Autor will damit auch Bewusstsein schaffen, dass hinter Änderungen im Verhalten oder auftretenden Symptomen ev. auch eine Demenzerkrankung stecken könnte.

In der Beschreibung von einzelnen Situationen verwendet der Sohn abwechselnd den Vornamen und den Familiennamen seiner Mutter.

Damit wird sehr deutlich das Wechselspiel von Nähe und Distanz, von liebender Fürsorge und von Wut auf die Krankheit bzw. Überforderung und Gefühlschaos dargestellt. Mit diesem Wechsel wird dem Leser – ohne weitere Erklärung – verdeutlicht, dass es kaum gelingt, all das zu begreifen, was sich im außen und/oder innen einer an Demenz erkrankten Person abspielt.

Nach dem Untersuchungsmarathon der Familie – um endlich Klarheit für das „merkwürdige“ Verhalten von Frau Wolff zu erhalten – erwartet man fast Erleichterung bei Erhalt der Diagnose. Aber das Gegenteil ist der Fall. Zu Überforderung und Hilflosigkeit gesellt sich noch Hoffnungslosigkeit, denn die Krankheit ist nach wie vor unheilbar.

Dieses Buch soll daher eine Hilfestellung bieten für pflegende Angehörige. Die detaillierten Erzählungen sind eine Aufforderung sich seinen Gefühlen zu stellen und die geänderte Lebenssituation für das gesamte Familiensystem so gut wie möglich zu akzeptieren. Und, dass man mit der richtigen Einstellung und vor allem mit einem liebenden Herzen auch schöne und fröhliche Stunden mit Menschen mit Demenz erleben kann. Mit seiner Offenheit richtet der Autor auch einen Appell an die betroffenen Familien entsprechende Unterstützungsangebote anzunehmen.

Dieses Buch ist verständlich und klar geschrieben. Und es zeigt auf, dass Menschen mit Demenz noch lange eigene selbstständige Persönlichkeiten sind, die mit entsprechender Unterstützung ihren Alltag noch lange gestalten können. Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich mit der Krankheit im Alltag auseinandersetzen möchten.

"Aus dem Schatten treten. Warum ich mich für unsere Rechte als Demenzbetroffene einsetze" von Helga Rohra

Buch Helga Rohra - Aus dem Schatten treten

Eine einzigartige Stimme. 

Mit 54 Jahren wurde Helga Rohra die Diagnose Lewy-Body-Demenz gestellt.

Als sie Anfang 2010 erstmals öffentlich über ihre Demenz sprach, tat sie das noch unter dem Pseudonym Helen Merlin.Seitdem ist viel passiert: Helga Rohra wurde zu einer Aktivistin, die sich einmischt, um die Sache der Menschen mit Demenz zu vertreten: Im Vorstand der Alzheimer Gesellschaft München, in den Medien und auf Demenz-Kongressen. Ich bin dement, na und? , ist ihr Motto, wenn sie von ihren Erlebnissen mit Nicht-Dementen berichtet.

 

"Ja zum Leben trotz Demenz! Warum ich kämpfe" von Helga Rohra

Buch von Helga Rohra - Ja zum Leben - trotz Demenz

Unter den Demenzaktivisten gibt es weltweit nur zwei Publizisten. Helga Rohra ist eine von ihnen. Sie kämpft auf jährlich bis zu 100 Veranstaltungen und mit ihrem Verein Trotzdemenz e.V. für eine neue Sichtweise auf Menschen mit Demenz. Für ihre Arbeit wurde sie 2014 mit dem Deutschen Engagementpreis ausgezeichnet und 2015 zur Botschafterin für internationales Engagement ernannt.

Ich möchte Sie berühren und nicht nur informieren – so beginnt Helga Rohra meist ihre Vorträge, und das gelingt ihr auch. In ihrem neuen Buch Ja zum Leben trotz Demenz! gewährt Rohra einen seltenen Einblick in die Welt eines Menschen mit diagnostizierter Demenz. Sie erzählt auf packende Art und Weise, wie sie tagtäglich mit der Demenz lebt und trotz der Schwierigkeiten daraus sogar gestärkt hervor geht.

"Wie kannst du nur..." von Werner Nussgraber

Buch Wie kannst du nur... - Werner Nussgraber

Viele Anzeichen und einige Hinweise von Bekannten und dennoch…. den Angehörigen ist nicht bewusst, dass diese Veränderungen und Verhaltensweisen mit Demenz zu tun haben könnten. Humorvoll und ehrlich erzählt der Autor, wie die Krankheit das Leben der Familie bestimmt und, er lässt den Leser mitfühlen, welchen Belastungen pflegende Angehörige ausgesetzt sind. Selbst als ausgebildeter diplomierter Sozialbetreuer gerät er an seine Grenzen im aufreibenden Alltag in der Betreuung seiner erkrankten Mutter. Er selbst sagt: ich möchte nicht belehren, sondern informieren. Mein Buch kann dazu animieren, meinem Beispiel zu folgen, es kann aber auch davon abhalten.

"Die Demenz, er und ich ..." von Hanna Fiedler

Buch Die Demenz, er und ich ... - Hanna Fiedler

Im Sommer 2018 bekam Hanna Fiedlers Welt einen Riss. Einen endgültigen. Franz, ihr Mann, ihr Geliebter, verlor den Kampf gegen seine Krankheit. Doch verloren hatte sie ihn schon Jahre zuvor. An eine Konkurrentin, gegen die niemand ankommt: die Demenz.

Diese Krankheit hat viele Gesichter. Grausame, bedrohliche, aber auch unerwartet zarte, leise, manchmal sogar schöne, in denen eine Nähe möglich ist, die man nicht mehr erwarten würde. Eine Nähe, die man schon lange vermisst hat, die man aber gar nicht mehr richtig zulassen kann.
Wie es ist vergessen zu werden, wie sie im Alltag damit umging und welche enormen Herausforderungen es mit sich bringt, einen Demenzerkrankten zum Partner zu haben, davon erzählt dieses Buch.

"Der alte König in seinem Exil" von Arno Geiger

Der alte König in seinem Exil - Arno Geiger

Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik – Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit beschäftigt sich mit ethischen Aspekten im Umgang mit Menschen, die an Alzheimer oder Demenz erkrankt sind. 

Als Beispiel soll dafür Arno Geigers Roman „Der alte König in seinem Exil“ dienen, der sich sehr detailliert mit dem Thema auseinandersetzt. Das Leben mit dem demenzkranken Vater des Autors liefert dabei mehrere essentielle Gesichtspunkte, die erörtert werden (Beziehung zu Demenzkranken, Umgang mit Heimatlosigkeit u.Ä.

Weitere Informationsquellen zum Thema Demenz

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