Überforderung bei Demenz

Überforderung bei Demenz - in der Kürze liegt die Würze: 4 Beispiele mit Lösungen

Überforderung bei Demenz

Überforderung bei Demenz: Begleitende und pflegende Angehörige haben oft das Gefühl, dass ihre Unterstützung nicht ausreicht. Dabei erreichen sie mit dem Gedanken „nur kein Stillstand“ oft das Gegenteil. Weniger Aktivität bringt oft mehr Wohlbefinden wie folgende Beispiele zeigen.

Es ist wahr, dass begleitende und pflegende Angehörige oft das Gefühl haben, dass ihre Unterstützung nicht ausreicht, insbesondere wenn die Erkrankung fortschreitet und die Symptome sich verschlimmern. Dies kann zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung bei Demenz führen.

In dieser Situation kann es hilfreich sein, sich klarzumachen, dass man als Angehöriger nicht die Verantwortung für die Heilung der Erkrankung trägt, sondern dass man die bestmögliche Unterstützung und Pflege bietet, die man in der gegebenen Situation anbieten kann.

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass es normal ist, dass die Symptome der Demenz sich im Laufe der Zeit verschlimmern und dass es Zeiten geben wird, in denen die Unterstützung, die man bieten kann, begrenzt ist. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass die betroffene Person die bestmögliche Pflege und Unterstützung erhält um eine Überforderung bei Demenz zu vermeiden.

Es ist auch wichtig, darauf zu achten das eigene Wohlbefinden und die eigene Gesundheit nicht zu vernachlässigen. Denn es kann die Unterstützung und Pflege beeinträchtigen, wenn man sich selbst überfordert. Es kann also hilfreich sein, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen und sich Unterstützung von Freunden, Familie und professionellen Helfern zu suchen, um die Belastungen besser bewältigen zu können.

Beispiel 1: Zeit haben

Als ich am Donnerstag bei Frau Koller eintreffe, sieht mir ein angespanntes Gesicht entgegen. Sie klagt über Schmerzen im Fuß. Mit ihrem Einverständnis zeihe ich die Hausschuhe aus und beginne langsam und vorsichtig mit einer kleinen Massage. Bald spüre ich, wie sich die Muskulatur von Frau Koller entkrampft und sich ihre gesamte Körperhaltung entspannt. Wir trinken zusammen ein Glas Wasser. Anschließend massiere ich vorsichtig auch noch ihre Schultern und den Nackenbereich. Nach etwa 20 Minuten körperlicher Berührung vernehme ich folgende Worte „Danke, das hat mir jetzt richtig gutgetan!“

Zeit haben, einfach da sein und spüren, was jetzt für den Moment das Richtige ist. In vielen Situationen zerstören Worte und ständige Aktivitäten besondere Momente wie ich sie öfters mit Herrn Mayer erleben darf.

Beispiel 2: Herr Mayer und die Schokolade

Immer wieder habe ich mit Menschen zu tun, die sich ein ganzes Leben lang für ihre Mitmenschen aufopfern, ohne dafür einen Dank oder gar eine Anerkennung zu erhalten. Deshalb fällt es diesen Personen auch unendlich schwer etwas anzunehmen. Sie haben innerlich verankert, dass ihnen etwas Schönes oder eine Freude im Leben nicht zusteht.

Herr Mayer hat in seinem Leben zurückgesteckt, um seinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Ab und zu bringe ich ihm bei meinen Besuchen eine Kleinigkeit mit. Am Nikolaustag hat er zunächst gefühlte zehn Minuten nur die rote Verpackung betrachtet. Dann hat er die Schokolade langsam und ehrfurchtsvoll ausgewickelt und Stück für Stück auf seiner Zunge zergehen lassen. Viele Minuten haben wir nichts gesprochen, sondern diese kostbaren Momente der Freude einfach miteinander geteilt.

„Weniger ist mehr“ kann gut gelingen, wenn Sie

  • die eigene Aktivität unterbrechen und Atem schöpfen
  • dann sich durch Beobachtung bewusst auf die Lebenswelt der erkrankten Person einlassen
  • dieses wahrnehmende Beobachten unterstützt, die Bedürfnisse und Wünsche der anderen Person gut zu spüren
  • anschließend gehen Sie als Teilnehmer auf die aktuelle Situation ein
  • und vor allem haben Sie Geduld, wenn es nicht sofort funktioniert
  • sondern probieren Sie es einfach immer wieder

Beispiel 3: Geburtstag mal anders

Auch alte und kranke Menschen feiern gerne ihren Geburtstag. Und so bin ich schon gespannt, wie Frau Krug mein Lied gefallen wird. Die Dame ist trotz ihrer 96 Jahre noch immer an Abwechslung interessiert. Doch es kommt anders als geplant. Frau Krug hat Kreislaufprobleme und leicht erhöhte Temperatur und verbringt diesen Tag im Bett. Ich setze mich einfach zu ihr und nehme ihre Hand, damit sie meine Nähe spüren kann.

Nach einigen Minuten der Stille summe ich leise ein bekanntes Geburtstagslied. Frau Krug drückt meine Hand und schießt die Augen. Ich gönne ihr diese Ruhephase und beobachte ihren gleichmäßigen Atem. Als sie wieder die Augen öffnet, lese ich ihr ganz langsam eine kurze lustige Geburtstagsgeschichte vor. Anschließend summe ich wieder eine Melodie.

Auf diese Weise verbringe ich den Nachmittag bei Frau Krug, ohne mit ihr direkt zu sprechen. Trotzdem fühle ich mich mit ihr verbunden. Die vorbereiteten Utensilien wie Luftballons und Girlanden bleiben in der Tasche. Sie passen heute nicht zu unserer ruhigen Geburtstagsfeier.

Beispiel 4: Zeig mir den Platz an der Sonne

Herr Fasol wirkt immer in sich gekehrt und spricht kaum. Er schweigt lieber und beobachtet. Von Beruf war er Gärtner und so verbringen wir sehr viel Zeit im Park. Wir sitzen vor dem Fischteich und lächeln uns zu, wenn ab und zu ein Fisch an die Oberfläche kommt, um gleich wieder unterzutauchen. Wir erfreuen uns an den bunten Rosen und schauen den Arbeitern bei der Gartenpflege zu.

Frische Luft macht hungrig und so habe ich meistens auch eine Jause dabei, die wir dann teilen. Auch die Vögel scheinen darauf zu warten. Und wenn Herr Fasol sich von mir unbeobachtet fühlt, teilt er seine Nahrung mit ihnen. Wenn ich ihn dafür liebevoll abmahne, lacht er schelmisch wie ein Lausbub.

Überforderung bei Demenz: Der Blog Artikel wurde auch unter Aktivierung: Kürze mit Würze – alzheimer.ch veröffentlicht.