öffne das Tor zur Welt von Menschen mit Demenz – Tipps und Beispiele für ein schönes Miteinander

Das Tor zur Welt von Menschen mit Demenz öffnen

Die wichtigste Therapie bist du!

Wenn nur noch wenige Worte bleiben, wird eine Kommunikation über die Sinne wichtiger. Sie hilft Menschen mit Demenz, sich in einer Welt der Verwirrtheit zurechtzufinden. Und uns hilft sie, eine wertvolle Begegnung mit ihnen zu gestalten.

Tor zur Welt von Menschen mit Demenz öffnen: 3 Beispiele aus meiner Praxis

Beispiel 1: Beziehung aufbauen

Da Herr Seicht gerade in seinem Fotoalbum blättert, setze ich mich einfach dazu und beobachte ihn. Er schaut alle Fotos interessiert an. Offenbar kommen ihm einige Personen bekannt vor, auch wenn er sie nicht zuordnen kann.

Bei einem Foto lächelt er und spricht das Wort „Mutter“ aus. Als ich ihm erzähle, dass meine Mutter Elisabeth heißt, nickt er. Zufällig hat auch seine Mutter diesen Vornamen.

Aus Herr Seicht wird Pepi

Bei seinem Vater, der ebenfalls auf diesem Bild ist, hilft mir bei der Namensfindung ein alter Brauch. Früher haben Söhne oft den gleichen Vornamen erhalten. Daher rate ich und frage: „Pepi?“ Herr Seicht schaut mich erleichtert an und über sein Gesicht geht ein Lächeln. Seit diesem Zeitpunkt darf ich ihn auch immer liebevoll mit seinem Vornamen ansprechen.

Beispiel 2: Warum eine Besuch Sinn macht

Da die hochaltrige Dame nicht nur an Demenz erkrankt ist, sondern auch ihr Augenlicht verloren hat, lebt sie oft in ihrer eigenen Welt. Dennoch gelingt es mir bei meinem Besuchen, sie aus der Reserve zu locken. Mitgebrachte Alltagsgegenstände verbinden wir oft mit einem Rätsel. Je mehr Frau Loidolt begreift, desto selbstbewusster wird sie und beginnt dann an guten Tagen auf ihre Weise darüber zu erzählen.  Auch beim gemeinsamen Genießen von Köstlichkeiten wird so manche Erinnerung geweckt. So habe ich zum Beispiel erfahren, dass sie ihren Schulkamerad:innen bei den Aufgaben half, wenn sie dafür deren Jause erhielt.

In meinen Beratungen werde ich oft gefragt, ob Besuch überhaupt noch Sinn macht, wenn man nicht mehr miteinander sprechen kann oder nicht mehr erkannt wird. All jenen, die solche Zweifel haben, möchte ich sagen: du bist die wichtigste Therapie für diesen kranken Menschen!

Beispiel 3: Ein Lob kommt immer gut an

Frau Käthe ist schon seit mehreren Monaten bettlägerig und bis auf ein paar Worte verstummt. Sie reagiert auf ihren Vornamen. Die Pflegekräfte wissen aufgrund ihrer Biografie, dass ihr Aussehen noch immer wichtig ist und achten darauf. So liegt Frau Käthe oft mit ihren dunklen langen Haaren und einem schönen Shirt wie eine Prinzessin in ihrem Bett. Gleich bei der Begrüßung spreche ich häufig ein ehrliches Lob aus. Und meistens bringe ich auch Blumen mit. Durch diese beiden Gesten habe ich einen Zugang zu ihr gefunden.

Je nach ihrem aktuellen Befinden darf ich sie dann mit meinen weichen Bällen massieren oder lese ihr Kurzgeschichten über ihr Lieblingsthema vor. Wenn sie dann nach meiner Hand greift und „danke“ flüstert, findet für einen kurzen Moment eine Herz-zu-Herz Begegnung statt.

 

Das Tor zur Welt von Menschen mit Demenz öffnen – Tipps für ein schönes Miteinander

Einfühlsame Kommunikation und Sinneswahrnehmung

Personen, die Menschen mit einer dementiellen Erkrankung begleiten und betreuen, sollten sich auch als Brückenbauer verstehen. Wenn es gelingt über die Sinne eine Beziehung aufzubauen, können wunderbare Begegnungen stattfinden. Durch den Einsatz von aus dem Leben der betreffenden Person bekannten Gegenständen wird oft ein Zugang zu den Erinnerungen und eine gute gemeinsame Zeit möglich.

Wenn die verbale Kommunikation mit demenzkranken Menschen erschwert ist, gewinnen nonverbale Methoden an Bedeutung. Der Einsatz von vertrauten Gegenständen, Düften oder Musik kann helfen, Erinnerungen zu wecken und ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln. So kann beispielsweise das gemeinsame Betrachten von Fotoalben oder das Hören von Lieblingsliedern Brücken bauen und positive Reaktionen hervorrufen.

 

Praktische Tipps für den Alltag um das Tor zur Welt von Menschen mit Demenz öffnen:

Der Artikel gibt folgende Empfehlungen für ein harmonisches Miteinander:

  • Persönliche Gegenstände nutzen: Fotos, Lieblingskleidungsstücke oder vertraute Objekte können Orientierung und Sicherheit bieten.

  • Gemeinsame Erinnerungen teilen: Das Erzählen von bekannten Geschichten oder Ritualen schafft Vertrautheit und stärkt die emotionale Bindung.

  • Saisonale Elemente einbringen: Das Mitbringen von jahreszeitlichen Dingen wie Kastanien, Weihnachtsgebäck oder frischen Kräutern kann Sinne anregen und Gespräche fördern.

  • Vertraute Düfte einsetzen: Aromen wie das Lieblingsparfum, frisches Gebäck oder bestimmte ätherische Öle können Erinnerungen wachrufen und Wohlbefinden steigern. Sei kreativ und passe die Düfte der Jahreszeit an z.b Weihnachten, Frühling

  • Musik und Gesang: Bekannte Lieder singen oder summen bzw. die Lieblingsmusik abspielen kann emotionale Reaktionen hervorrufen und Freude bereiten.

  • Denke bei jeder Aktivität daran: Menschen, die sich verbal kaum oder gar nicht mehr ausdrücken können, antworten mit ihrem Körper und ihren Emotionen. Achte also gut auf die Körpersprache und gehe darauf ein.

Es ist essenziell, auf die nonverbalen Signale und die Körpersprache der Betroffenen zu achten und entsprechend einfühlsam zu reagieren. Jede dieser Aktivitäten sollte mit Geduld und Respekt durchgeführt werden, um das Wohlbefinden der demenzkranken Menschen zu fördern.

Der Artikel unterstreicht die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehung und zeigt, dass ein liebevoller und verständnisvoller Umgang die Lebensqualität von Menschen mit Demenz erheblich verbessern kann.

Der Artikel wurde auch auf demenzjournal.com publiziert:

Die wichtigste Therapie bist du!