Welche Arten von Gewalt gibt es in der Pflege?
Gewalt ist ein Prozess. Er beginnt mit der Wahrnehmung einer Situation, führt weiter in die Bewertung und schließlich folgt eine Handlung.
Beispiele für Gewalt in der Pflege sind:
- Körperliche Gewalt
- Intime Übergriffe in der Pflege
- Psychische Gewalt und falsche Kommunikation
- Vernachlässigung
- Finanzielle Ausnutzung
Gewalt in der Pflege: Wie denken Sie über folgende Situationen im Alltag mit Demenz?
- Ist es Gewalt, wenn Sie der erkrankten Person gegen ihren Willen Essen einflößen?
- Oder im umgekehrten Fall: ist es ok, wenn Sie Nahrung vorenthalten, obwohl er/sie noch essen möchte?
- Ist es grausam, wenn Menschen mit Demenz sediert werden oder schützt man sie vor Eigen- bzw. Fremdgefährdung?
- Dass kranke Menschen in Institutionen Grausamkeiten erleben ist bekannt. Gibt es auch in der häuslichen Pflege Furcht und Schrecken?
Sind Sie als Angehöriger, als Pflegekraft, als Besucher damit konfrontiert? Dann lesen Sie bitte weiter.
Ursachen für Gewalt in der Pflege
Auch Worte können oder Nichtbeachtung der Bedürfnisse können verletzen. Meine Fragen wollen nicht verurteilen, sondern sensibilisieren. Ist eine bestimmte Handlung lebensrettend oder schützend?
Gewalt ist ein Prozess. Er beginnt mit der Wahrnehmung einer Situation, führt weiter in die Bewertung und schließlich folgt eine Handlung. Jeder Mensch hat in einer bestimmten Rolle schon mal – oft gar nicht bewusst – eine Form der Gewalt angewendet. Ein Retter rettet ohne zu fragen. Der Erzieher erzieht den Schlimmen. Der Gesunde weiß, was der Kranke braucht. Der Gescheite weiß, was der an Demenz erkrankte Mensch braucht.
Weshalb das so ist? Weil wir Menschen uns an Regeln und Standards halten. So will es die Gesellschaft. So schreibt es das Gesetz vor. So ist die Norm definiert. Wie schaut jetzt aber die individuelle Situation aus? Wenn in einer Pflegebeziehung der Betroffene andere Bedürfnisse hat als der Betreuer den Bedarf wahrnimmt, dann ist die Wahrscheinlichkeit für Gewaltanwendung sehr groß!
Nachdem Gewalt ein Prozess ist, kann sie niemals der Auslöser sein. Daher gilt es auf den Beweggrund zu schauen, d.h. mit dem dahinter stehenden Problem auseinanderzusetzen.
Ein Beispiel:
Bei der Krankheit Demenz könnte die Fragestellung der Angehörigen, der Pflegekräfte, der Besucher lauten:
Handelt es sich um mein Bedürfnis oder ist tatsächlich ein Bedarf gegeben?
Nehmen wir das Beispiel Körperpflege. Du bist gewohnt täglich zu duschen. Die pflegebedürftige Person verweigert manches Mal. Ist es nicht besser, nur zwei bis drei Mal die Woche zu duschen als täglich Druck auszuüben?
Wenn du dir die Auslöser bewusst machst und diese beseitigst, kann dein Alltag mit Demenz zwar eine Herausforderung, aber gewaltfrei sein.