Definition Demenz nach ICD-10 und ICD-11 Code verstehen

Demenz verstehen: Formen, Ursachen und medizinische Klassifikation

Demenz betrifft Millionen Menschen weltweit und verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das ihrer Angehörigen. Dabei ist Demenz nicht gleich Demenz – es gibt viele unterschiedliche Formen, Ursachen und Verläufe. In diesem Blogartikel geben wir einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Demenzformen und wie sie medizinisch eingeordnet werden.


Was ist Demenz?

Demenz ist ein fortschreitender Verlust kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Sprache, Orientierung, Aufmerksamkeit und Urteilsvermögen. Auch Persönlichkeitsveränderungen und ein Rückgang der Alltagsfähigkeiten gehören zum Krankheitsbild.

Demenz ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Syndrom, das durch verschiedene Grunderkrankungen ausgelöst werden kann. Je nach Ursache spricht man von unterschiedlichen Demenzformen.


Wie wird Demenz medizinisch klassifiziert?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Krankheiten international nach der ICD (International Classification of Diseases). Derzeit sind zwei Versionen im Einsatz: ICD-10 (häufig verwendet) und die neuere ICD-11.

ICD-10-Klassifikation:

  • F00: Demenz bei Alzheimer-Krankheit

  • F01: Vaskuläre Demenz

  • F02: Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten

  • F03: Nicht näher bezeichnete Demenz

  • G30: Alzheimer-Krankheit als Grunderkrankung

ICD-11-Klassifikation:

  • 8A20: Alzheimer-Krankheit

  • 8A21: Vaskuläre Demenz

  • 8A22: Frontotemporale Demenz

  • 8A23: Lewy-Körper-Demenz

  • 8A2Z: Andere oder nicht näher bezeichnete Demenzen


Die wichtigsten Demenzformen im Überblick

1. Alzheimer-Demenz

Mit etwa 60 bis 70 Prozent ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Form der Demenz. Sie beginnt schleichend mit Gedächtnisstörungen, später kommen Orientierungsprobleme, Sprachstörungen und Verhaltensänderungen hinzu. Ursache sind Eiweißablagerungen im Gehirn (Amyloid und Tau).

2. Vaskuläre Demenz

Hier liegt die Ursache in Durchblutungsstörungen des Gehirns, häufig nach Schlaganfällen. Der Verlauf ist oft stufenweise. Typisch sind plötzliche Verschlechterungen und ein Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen.

3. Lewy-Körper-Demenz

Diese Form zeigt sich durch starke Schwankungen der Aufmerksamkeit, optische Halluzinationen und Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen. Betroffene reagieren häufig empfindlich auf bestimmte Medikamente (Neuroleptika).

4. Frontotemporale Demenz

Diese tritt meist bei jüngeren Menschen (zwischen 50 und 60 Jahren) auf und äußert sich durch auffällige Persönlichkeitsveränderungen, Enthemmung oder Sprachstörungen. Im Vordergrund stehen nicht das Gedächtnis, sondern das Verhalten und die Sprache.

5. Demenz bei Parkinson-Krankheit

Im Verlauf einer Parkinson-Erkrankung kann es zu kognitiven Beeinträchtigungen kommen. Im Gegensatz zur Lewy-Körper-Demenz stehen die motorischen Symptome hier meist an erster Stelle.

6. Demenz bei Chorea Huntington

Eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, die zu unwillkürlichen Bewegungen, kognitivem Abbau und psychiatrischen Symptomen führt.

7. Alkoholdemenz / Wernicke-Korsakow-Syndrom

Verursacht durch chronischen Alkoholmissbrauch und Vitamin-B1-Mangel. Typisch sind Orientierungsstörungen, Gedächtnisverlust und Konfabulationen (Erfindung von Erinnerungslücken). Früh erkannt ist eine teilweise Rückbildung möglich.

8. HIV-assoziierte Demenz

Kann bei fortgeschrittener HIV-Infektion auftreten und mit Bewegungsstörungen sowie kognitivem Abbau einhergehen.

9. Mischdemenz

Eine Kombination aus mehreren Formen, z. B. Alzheimer und vaskuläre Demenz. Sie ist besonders häufig und macht die Diagnose komplexer.


Wie wird Demenz diagnostiziert?

Die Diagnostik basiert auf mehreren Bausteinen:

  • Gespräche mit Patient:in und Angehörigen (Anamnese)

  • Kognitive Tests wie MMST oder Uhrentest

  • Bildgebung (CT/MRT)

  • Blut- und Liquoruntersuchungen

Ziel ist es, andere Ursachen auszuschließen und die Demenzform möglichst genau zu bestimmen.


Gibt es eine Behandlung?

Eine Heilung gibt es bisher nicht, aber verschiedene Therapieansätze können helfen, den Verlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern:

Medikamentös:

  • Alzheimer: Cholinesterase-Hemmer und Memantin

  • Vaskuläre Demenz: Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Bluthochdruck)

Nicht-medikamentös:

  • Gedächtnistraining

  • Ergotherapie

  • Bewegung und Musik

  • Strukturierter Alltag und soziale Unterstützung


Fazit: Jede Demenz ist anders

Demenz ist ein vielschichtiges Syndrom mit zahlreichen Gesichtern. Eine frühzeitige, differenzierte Diagnostik hilft, gezielte Behandlungsstrategien zu entwickeln und sowohl Betroffene als auch Angehörige bestmöglich zu begleiten.

Mit mehr Wissen und offener Kommunikation kann auch der gesellschaftliche Umgang mit Demenz enttabuisiert werden.