Demenz und Kommunikation ist mehr als Sprache – 1 Beispiel

Demenz und Kommunikation: Mit offenen Herzen zuhören lässt dich oft besser verstehen als mit ausgesprochenen Worten

Schon Wissenschaftler haben festgestellt, dass wir uns auch dann mitteilen wenn wir verbal schweigen. Unser Gesicht, unsere Hände oder unser Körper sprechen meist schon bevor wir den Mund öffnen.

Weshalb fürchtest du dich dann auf Menschen mit Demenz zuzugehen?

  • Sie verwenden Begriffe, die du nicht kennst?
  • Weil sie verlernen den Wort-Zusammenhang und die Bedeutung herzustellen?
  • Oder stört es dich, dass manchmal die Wörter fehlen?

Demenz und Kommunikation ist mehr als Sprache. Wie oft spürst du, dass das Gesagte von deinem Gegenüber nicht stimmt, weil Mimik und Gestik eine andere Botschaft vermitteln?

Menschen mit Demenz sind offen. Es passt dir nicht immer, was sie denken und aussprechen, weil sie ehrlich sind.

In einer Gesellschaft – in der Notlügen fast schon zum Standard geworden sind – fällt es dir manchmal schwer mit der Wahrheit konfrontiert zu werden.

Aber wenn du achtsam bist und dich nicht selbst belügst, kommst du drauf, dass in deren Verhalten bzw. deren Aussagen immer ein Körnchen Wahrheit enthalten ist.

Du musst auch nicht einer Meinung mit dem Betroffenen sein. Viel wichtiger ist, dass du die erkrankte Person ernst nimmst. In anderen Worten ausgedrückt auf gleicher Augenhöhe kommunizierst. Sie möchte ebenso einen respektvollen und wertschätzenden Umgang erfahren wie du es dir von einem gesunden Gegenüber erwartest.

Weshalb fällt es dir so schwer, dich auf einen Menschen mit Demenz einzulassen?

Du hast doch kein Problem damit, dass die Wissenschaft, die Kunst oder die Jugend eine andere Wortwahl verwendet als du im täglichen Sprachgebrauch. Für dich ist es auch akzeptabel, wenn sich zwei Personen aus einem anderen Gebiet im Dialekt unterhalten und du „nur Bahnhof“ verstehst. Und wenn dir ein ausländischer Gast in seiner Sprache eine Frage stellt, dann versuchst du ihm zu helfen, obwohl du seine Sprache nicht gelernt hast.
Menschen mit Demenz stellen keine Ansprüche in der Kommunikation. Sie brauchen keine Fremdwörter und fürchten sich vor wilden Gestikulationen. Dennoch möchten sie gerne mit dir ins Gespräch kommen. Nimm dir Zeit , um mit dem Menschen – der hinter der Krankheit steckt – in Beziehung zu treten. Du wirst fasziniert sein vom großen Spektrum eurer möglichen Ausdrucksweisen.

Demenz und Kommunikation ist mehr als Sprache. Mit einem offenen Herzen zuhören lässt dich oft besser verstehen als mit ausgesprochenen Worten. 

Menschen mit Demenz das zu Gefühl vermitteln „ich verstehe dich“ wird durch eine Berührung oder einem mitfühlenden Gesicht meist besser ausgedrückt als mit hohl klingenden Worten.

Demenz und Kommunikation: Hier ist ein konkreter Tipp der sich lohnt umzusetzen:

Ein Liebesbrief zum Muttertag sorgt nicht nur bei den Kindern sondern auch bei den Müttern für einen Überraschungseffekt.

Der Liebesbrief kann mehr als du denkst.

Liebesbriefe zum MuttertagWenn du eine Mutter mit der Diagnose Demenz hast, denkst du jetzt vielleicht auch wozu. „Sie weiß doch gar nicht mehr welcher Tag ist, bei manchen Besuchen kann sie sich nicht einmal mehr an meinen Namen erinnern. Es hat keinen Sinn mehr diesen Tag zu feiern“ äußerte sich vor ein paar Tagen Herr B. bei einem gemeinsamen Gespräch. Seine Mutter ist im Pflegeheim untergebracht, da Herr B im Ausland arbeitet und nur zu besonderen Anlässen seine Mutter besuchen kann.

Ein Liebesbrief zum Muttertag ist ein ganz persönliches Geschenk von einem Sohn oder einer Tochter. Und, egal ob beginnende oder fortgeschrittene Demenz, er erreicht immer das Herz einer Mutter.

Glaube mir, ein Versuch lohnt sich.

Hier ein paar Anregungen für die praktische Umsetzung:

  • Handschrift statt PC. Denn deine Zeilen drücken die Einzigartigkeit aus und deine Schrift ist der Stempel der Persönlichkeit.
  • Deine eigenen Gedanken und Worte zählen mehr als die perfekte Grammatik. Die Rechtschreibfehler sind egal. Es sind die deine Worte, die berühren und nicht die Gedichte von einem berühmten Schriftsteller.
  • Die ersten Buchstaben sind die schwersten? Schreib mal nieder wofür du deiner Mutter dankbar bist oder über schöne gemeinsame Erfahrungen oder welche Situation dich am meisten geprägt hat für dein späteres Leben. Vielleicht sind es auch Worte, die du ihr schon immer sagen wolltest, aber bisher nicht den richtigen Moment dafür gefunden hast.

Ein Liebesbrief zum Muttertag und wie der Inhalt übermittelt werden kann. Eine Mutter mit beginnender Demenz kann diesen Brief noch selbst lesen. Ihre Freude darüber wird so groß sein, dass sie deine Zeilen immer wieder lesen wird. Der Brief kann auch Anknüpfungspunkt für Gespräche sein.

Sich an das Fest von damals kann sich auch eine Frau mit fortgeschrittener Demenz erinnern. Auch wenn sie die geschriebenen Worte vielleicht nicht mehr versteht. Sie spürt in ihrem Herzen, dass du ihr gerade etwas sehr Wertvolles geschenkt hast.

Auch Herr B. hat sich vorgenommen, seiner Mutter einen Liebesbrief zu schreiben. Er wird diesen ans Pflegeheim schicken mit der Bitte an die Stationsleistung diesen stellvertretend vorzulesen. 

Vielleicht kennt seine Mutter den Anlass nicht und kann sich auch im Moment an den erwachsenen Sohn nicht erinnern. Aber tief in ihrem Herzen spürt sie, dass da etwas ist, was nur ihr gehört. Dass es da draußen jemand gibt, der sie nicht vergessen hat. Und sie wird in diesem Augenblick sehr glücklich sein.

Demenz und Kommunikation: Jede Mutter ist glücklich über einen Liebesbrief zum Muttertag. Weil du ihr damit ganz persönlich zeigst, dass es die Krankheit nicht geschafft hat, ihr die geliebten Kinder zu nehmen.