Der alte König in seinem Exil von Arno Geiger

"Der alte König in seinem Exil" – Rezension von Andrea Stix

Die Begegnung mit Demenz hat für den Autor schon sehr früh stattgefunden – als Kind mit seinem Großvater, dessen Verhaltensweisen damals einfach dem Alter zugeschrieben wurden. Vielleicht schreibt Arno Geiger deshalb auch schon zu Beginn des Buches den so wichtigen Satz „so fand ein jahrelanges Katz- und Maus-Spiel statt, mit dem Vater als Maus, mit uns als Mäusen und mit der Krankheit als Katze“. 

Wer ihn begreift, nämlich das Verhalten (= Krankheit) vom Menschen (der dahinter noch immer vorhanden ist) zu trennen, schafft eine Brücke der Begegnung.

Während August sich immer wieder gegen das Vergessen von alltäglichen Dingen aufbäumt, versucht der Sohn mit den Schwächen seines einst so starken Vaters fertig zu werden. Schließlich ist Arno Geiger bereit die täglichen Herausforderungen, die mit dem Krankheitsverlauf einhergehen, anzunehmen – „da mein Vater nicht mehr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zum ihm“ – und lernt neue, bisher für ihn verborgene Qualitäten an seinem Vater kennen und schätzen.

Was Angehörige aus dieser so persönlichen Lebensgeschichte „Der alte König in seinem Exil“ der Familie Geiger mitnehmen können:

  • die Pflege und Begleitung auf mehrere Personen aufteilen und Erholungsphasen für die Betreuenden einplanen
  • die Krankheit kann die Persönlichkeit des Betroffenen verändern, Versuche die neuen Verhaltensweisen des Erkrankten zu ändern, haben selten Erfolg – lernen Sie die Krankheit mit all ihren Facetten anzunehmen und freuen Sie sich über alles, was noch möglich ist
  • vergessen Sie niemals den Humor, der für alle Beteiligten oft die Schwere aus so manchen Situationen nehmen kann
  • Pflegeheim kann für Menschen mit Demenz auch ein Ort der Geborgenheit sein
  • Musik bringt Freude, denken Sie daran an besonders trostlosen Tagen zu singen, zu summen, zu klatschen, etc…