Demenzkranke sagen oft: „Ich will nach Hause“

Demenzkranke sagen oft - ich will nach Hause - und bringen damit die Angehörigen sehr oft zur Verzweiflung:

Denn aus dieser einfachen Aussage kann eine handfeste Diskussion entstehen, die meist zu einer unbefriedigenden Lösung auf beiden Seiten führt.

Wir alle haben Bedürfnisse, die wir durch unsere Worte und Taten mehr oder minder befriedigen können. Auch Menschen mit Demenz haben dies, nur wird Ihnen das oft aberkannt, weil wir nicht gelernt haben, sich in deren Schuhe zu bewegen.

Ich will nach Hause: Diesen Satz kann ich schon nicht mehr hören sagt eine aufgebrachte Angehörige zu mir am Telefon. Ihr Vater wohnt schon seit Jahren in dieser Wohnung und auf einmal fühlt er sich nicht mehr wohl und möchte einfach weg. Wohin kann sich Frau W. nicht erklären, denn sein Elternhaus steht in Deutschland und da war er schon seit seiner Jugend nicht mehr.

„Ich will nach Hause“ höre ich immer wieder aus dem Aufenthaltsraum der Pflegeheime, wenn ich dort Klienten besuche. Wenn die Person dann sehr fordernd, schreiend oder weinerlich wird, hört man dann eine Antwort wie morgen kannst du gehen, heute ist es schon zu spät, es fährt kein Bus mehr.

Wie kann man nun Abhilfe schaffen, damit diese Verhaltensauffälligkeit, welche im Krankheitsverlauf einer Demenz sehr oft vorkommt nicht in einem Konflikt endet?

Zunächst ist es wichtig, sich in den Anderen hineinzuversetzen und sich zu fragen: was steckt hinter dieser Aussage, was will diese Person damit ausdrücken, in welcher Situation wird dieser Satz ausgesprochen oder weshalb versucht der Mensch mit Demenz zu flüchten.

Ich möchte in mein altes Leben zurück, in eine Zeit, in der ich noch selbstständig war und nicht für viele Dinge Unterstützung gebraucht habe; in eine Zeit, in der ich meine Wünsche und Bedürfnisse einfach ausgesprochen habe und nicht so wie heute gegen meinen Willen irgendwelche – für mich meist unverständliche – Handlungen gesetzt werden.

In Pflegeheimen kann der Satz „Ich will nach Hause“ bedeuten:

Ich vermisse die Geborgenheit und Aufmerksamkeit. Oft sehnen sich diese Menschen in ihre Kindheit zurück, wo die Fürsorge der Eltern ihnen Sicherheit gegeben hat.

Zu einer befriedigenden Lösung kann man gelangen, wenn man einfach Verständnis für die aktuelle Situation zeigt und dann mit ehrlichem Interesse versucht, die Ursache für dieses Verhalten zu eruieren.

Beispiel 1:

Die Tochter hat auf diese Weise herausgefunden, dass Ihr Vater sich nutzlos fühlt, weil er keine sinnvolle Beschäftigung hat. Der Vater hat mit diesem „Ich will nach Hause“ ausgedrückt das er seinen Beruf vermisst. Frau W. hat ihrem Vater dann in das Alltagsleben eingebunden und so zum Wohlbefinden für beide Seiten beigetragen.

Beispiel 2:

In einem Pflegeheim konnte ich einmal weiterhelfen, in dem ich der Klientin eine Puppe mitbrachte, die ihre Geborgenheit gab und ihr das Gefühl der Einsamkeit genommen hat.

Resümee „Ich will nach Hause“: So einzigartig wie die Menschen sind, so individuell kann das Bedürfnis sein, welches mit diesem Satz ausgedrückt wird.

Reden wir über Ihren konkreten Fall.

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