Menschen mit Demenz brauchen positive Gefühle – Wir sagen dir wie

Menschen mit Demenz brauchen positive Gefühle: so einfach geht´s

Verwandte Begriffe: Demenz positive Gefühle, Demenz Gefühle, Demenz Sinneswahrnehmung

Vor vielen bevorstehenden Festtagen oder Familienfeiern werden wir von Angehörigen öfters gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, Menschen mit Demenz einzubeziehen.

Jährlich sich wiederholende Aktivitäten wie der Besuch eines Adventmarkts, das familiäre Weihnachtsfest, eine Geburtstagsfeier oder Erntedank sind mit vielen Traditionen und Ritualen verbunden.  

Bist du auch der Meinung, dass solche Aktivitäten aufgrund der Demenzerkrankung sinnlos geworden sind? 

Oder bist du überzeugt, dass Menschen mit Demenz weder Interesse zeigen noch was dazu beitragen können?

Gerade die jährlichen Traditionen, die oft schon von der Kindheit her bekannt sind, wecken in den erkrankten Personen Erinnerungen, die schon längst vergessen waren. Obendrein geben diese wiederholten Interaktionen den Menschen ein Gefühl der Geborgenheit und Zugehörigkeit.

Menschen mit Demenz brauchen positive Gefühle: WAS BRAUCHT ES, DAMIT SICH ALLE WOHLFÜHLEN?

Eine gute Vorbereitung ist die beste Voraussetzung, dass alle Beteiligten profitieren. Um dies zu gewährleisten, sollten die Feierlichkeiten auf die aktuelle Situation der erkrankten Person abgestimmt werden. Und ganz wichtig: lieber früher mit der Vorbereitung beginnen, damit auch unvorhergesehene Dinge noch ohne Stress erledigt werden können.

Tipps:

  • Wer den Besuch eines (Advent-, Oster, Jahr-) Markts plant, sollte große bekannte Standorte meiden und lieber einen überschaubaren kleineren Marktplatz in der Umgebung bevorzugen.

  • Selbstverständlich können Großeltern mit einer demenziellen Beeinträchtigung auch bei einer Hochzeit oder der Feier eines erfolgreichen Schulabschlusses dabei sein. Damit sich alle wohlfühlen, empfehlen wir eine Begleitperson als Unterstützung an der Seite des/der Betroffenen. Dies muss nicht zwingend jemand aus der Familie sein; eine Nachbarin, ein guter Freund oder eine Pflegeperson kann diese Aufgabe gut übernehmen.

  • Da der Besuch eines Gottesdienstes am Sonntag bei vielen älteren Menschen jahrelang ein fixer Bestandteil ihres Lebens war, sind auch kirchliche Feste trotz Demenz noch gut in Erinnerung. Sie haben hohen Wiedererkennungswert und daher ist die Teilnahme an Taufen oder Firmungen oder Trauerfeierlichkeiten noch sehr lange möglich.

Bei Fragen zu bestimmten (Familien-) Festen helfen wir gerne weiter.

WAS IST ANDERS?

Menschen mit Demenz brauchen positive Gefühle. Positive Gefühle wie Freude, Neugier oder Geborgenheit entstehen auch bei Menschen mit Demenz durch Bekanntes und Bewährtes. Da die kognitiven Fähigkeiten nachlassen, können das Wohlbefinden und die Freude mit den (noch vorhandenen) Sinnen erfasst werden.

Tipps:

  • Bestimmte Musikstücke wecken eigene Erinnerungen. So können Betroffene meist auch Geburtstags- oder Weihnachtslieder mitsingen. Dadurch entsteht Wohlbefinden nach dem Motto „ich gehöre auch dazu“.

  • Gerüche können ebenfalls an die eigene Lebensgeschichte anknüpfen. Der Duft von Kaffee oder Kuchen, Gewürze wie Zimt und Vanille, Parfum oder Rasierwasser sind gute Möglichkeiten, etwas aus der Biografie zu erfahren.

  • Mit den Augen die bunte Vielfalt einer Blumenwiese oder Weihnachtsschmuck oder Dekoration für ein Faschingsfest wahrnehmen und über eigene Erfahrungen erzählen. Das stärkt die Kompetenz der erkrankten Person und löst bei vielen positive Emotionen aus.

  • Materialen fühlen wie ein Stück Stoff, einen Stein oder eine Kastanie kann genauso Erinnerungen wecken wie eine Handvoll Schnee oder Erde oder bunte Blätter.

  • Es gibt kaum ein Fest ohne Speisen und Getränke. Auch hier können Freude und Neugier geweckt werden mit einem Glas Rotwein oder einem Stück Lebkuchen.

  • Alltagsgeräusche hören und erkennen, gesummte Melodien raten oder selbst Geräusche erzeugen. Auch dieser Sinn ruft Erinnerungen hervor und kann ein Stück Freude schenken.

So ein Erlebnis mit allen Sinnen verursacht automatisch positive Gefühle beim Betroffenen wie auch bei den Angehörigen.

GESTALTET EUER FEST!

Rituale und traditionelle Feste helfen der gesamten Familie, den oft schwierigen Alltag im Umgang mit der Krankheit Demenz für einige Zeit zu vergessen. Daher sollten alle Feste im Jahreskreis stattfinden, vom Neujahrsempfang bis zur Silvesterfeier. Mit kleinen Veränderungen wie Ort, Zeit oder die Abfolge der Veranstaltung können alle Festivitäten auch mit demenziell beeinträchtigten Personen stattfinden.

Je flexibler und gelassener alle Beteiligten mit den notwendigen Veränderungen umgehen, desto harmonischer wird die geplante familiäre Zusammenkunft ablaufen. Keiner verlangt, dass alles perfekt ist. Fehler dürfen passieren. Wenn über kleine Missgeschicke zusammen gelacht wird dann sorgt dies meist für eine entspannte und angenehme Atmosphäre.

Mal was Neues probieren? Lass Menschen mit Demenz ein Fest mit-gestalten! Von uns kommen wertvolle Tipps!

  1. Zunächst überlegt gemeinsam, was ihr feiern wollt, den Frühlingsbeginn, eine Faschingsjause oder gar ein Faltenfest?

  2. Wer soll dabei sein (darauf achten, dass nicht zu viele Personen teilnehmen)?

  3. Sobald der Termin (Zeit und Ort) fixiert ist, gestaltet ihr die Einladung. Nützt dabei die Kreativität eurer demenziell erkrankten Person – zeichnen, malen, ausschneiden – alles ist erlaubt!

  4. Wie soll das Fest gestaltet sein? Eine fröhliche Zusammenkunft mit Speis und Trank, wird auch gesungen oder getanzt, erhalten die Gäste eine kleine Aufmerksamkeit, sind Spiele oder gar Rätsel eingeplant?

  5. Dekoriert zusammen den Raum eurer Feier, auch hier ist wieder alles erlaubt, basteln oder Blumenschmuck aus dem Garten, Tischkarten oder Konfekt?

  6. Die Begrüßung sowie die Verabschiedung können – notfalls mit Unterstützung – von der erkrankten Person vorgenommen werden!

Menschen mit Demenz brauchen positive Gefühle. Ein Freudenfest für die Sinne stärkt die Zusammengehörigkeit der betreuenden Angehörigen und vermittelt ein sichtbares Bild der Solidarität mit der an Demenz erkrankten Person.